Allgemeine Hinweise:
Ein Barcamp ist eine offene, partizipative Tagung mit Workshops, bei der alle Teilnehmenden aktiv in die Gestaltung und Durchführung der Sessions eingebunden sind. Es handelt sich um eine unkonventionelle, strukturierte Form des Austauschs und der Wissensvermittlung. Barcamps werden häufig genutzt, um den Dialog, die Vernetzung und den Wissensaustausch in einer hierarchiefreien Umgebung zu fördern.
Bestimmungsgemäße Verwendung:
- Wissensvermittlung: Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch zu einem übergeordneten Themenbereich
- Ideengenerierung: Entwicklung neuer Ideen und Anstoßen gemeinsamer Projekte
- Netzwerken: Aufbau von Kontakten zu Personen mit ähnlichen Interessen
- Partizipation: Förderung eines intensiven Wissensaustauschs auf Augenhöhe
Hintergrundinformationen zu dem Werkzeug:
Barcamps entstanden 2005 in den USA und haben sich weltweit verbreitet. Sie werden auch als „Unkonferenz“ bezeichnet und basieren auf dem Prinzip, dass es keine Zuschauer, sondern nur aktive Teilnehmende gibt. Die Teilnehmenden bei Barcamps werden daher häufig auch als „Teilgebende“ bezeichnet.
Ein Barcamp basiert auf dem Prinzip der offenen Teilnahme. Die Teilgebenden bringen eigene Themen und Fragen ein, die sie während der Veranstaltung diskutieren möchten. Die Themen werden meist zu Beginn der Veranstaltung in einem „Sessionplan“ gesammelt und jeder Teilgebende kann entscheiden, an welcher Session er oder sie teilnehmen möchte. Dabei wird auf ein flexibles, partizipatives Format gesetzt, das auf Interaktivität und Engagement ausgerichtet ist. Bei Barcamps gilt das „Gesetz der zwei Füße“. Jeder Teilgebende besucht die Sessions, die für sie oder ihn gerade richtig sind. Entspricht eine Session nicht den aktuellen Bedürfnissen, darf sie verlassen und eine andere parallele Session besucht werden.
Barcamps ähneln mit Open Spaces, sind aber in den Themen offener und dienen primär dem Austausch ohne Ergebnisverpflichtungen. Im gegensatz dazu sind Open Spaces konkret lösungs- und handlungsorientiert, mit dokumentiertem Ergebnis. Im Zentrum steht hier die Bearbeitung oder Lösung einer übergeordneten Fragestellung oder eines Themenkomplexes.
Das Konzept wurde ursprünglich von der Tech-Community geprägt, hat aber seitdem auch Einzug in viele andere Bereiche gehalten.
Welche Werkzeuge alternativ verwendet werden können:
- Konferenzen mit festen Vortragenden: Hier sind die Vorträge vordefiniert, und es gibt wenig Raum für spontane Diskussionen.
- Workshops und Seminare: Diese bieten zwar auch Austausch, sind aber oft weniger flexibel und interaktiv als Barcamps.
- Webinare und Online-Meetings: Sie bieten eine virtuelle Plattform, sind jedoch häufig unidirektional und weniger kollaborativ.
Welche anderen Werkzeuge unterstützen können:
- Online-Plattformen zur Registrierung und Agenda-Planung (z.B. Eventbrite, Meetup): Unterstützen die Vorbereitung des Barcamps.
- Digitale Whiteboards (z.B. Miro, MURAL): Helfen dabei, Ideen visuell darzustellen und die Zusammenarbeit in einer Barcamp-Session zu unterstützen.
- Collaboration Tools (z.B. Slack, Microsoft Teams): Ermöglichen die Vernetzung und den Austausch von Informationen in Echtzeit, auch über die Veranstaltung hinaus.
- Notizen-Tools (z.B. OneNote, Evernote, Notion, Google Docs): Für gemeinschaftliches Festhalten von Erkenntnissen und Ergebnissen.
Benötigte Personen:
- Teilgebende: Mindestens 12, idealerweise 30 und mehr Personen, die bereit sind, aktiv zu teilnehmen, Themen vorzuschlagen und Sessions zu leiten.
- Moderation: Eine oder mehrere Personen, die den Ablauf steuern, den Sessionplan erstellen und als Ansprechpartner dienen.
- Session-Leiter: Personen, die spezifische Themen für eine Session vorbereiten und moderieren.
Dauer:
Die Dauer eines Barcamps ist flexibel und variiert je nach Bedarf. Eine typische Veranstaltung dauert zwischen einem halben Tag und zwei ganzen Tagen.
Benötigtes Material:
- Räumlichkeiten für Präsenz- oder Online-Teilnahme: Genügend Platz für die Gruppen oder ein funktionales Online-Tool für virtuelle Barcamps.
- Stifte, Flipcharts, Post-its: Für die Visuelle Unterstützung und Notizen in den Sessions.
- Technische Ausstattung: Bei Online-Barcamps sind stabile Internetverbindungen, Audio- und Video-Technik erforderlich.
- Digitale Werkzeuge: z.B. Tools für die Session-Planung, Umfragen, Abstimmungen oder Dokumentation (z.B. Google Docs).
- Verpflegung: Essen und Getränke für die Teilgebenden.
Gerätebeschreibung / Bauplan:
Ein Barcamp besteht aus einem großen Raum für die Eröffnung und Sessionplanung sowie mehreren kleineren Räumen für parallele Sessions. Pro 10-20 Teilnehmer wird ein Sessionraum benötig.
Inbetriebnahme:
- Vorbereitung: Finden Sie eine geeignete Räumlichkeit oder Plattform, um die Veranstaltung zu hosten.
- Teilnehmende einladen: Eine Einladung verschicken und zur aktiven Teilnahme ermutigen.
- Session-Planung: Am Tag der Veranstaltung sollten die Teilgebenden nach der Begrüßung ihre Themen auf einem „Session-Board“ eintragen, das dann für alle zugänglich ist.
- Moderation: Stellen Sie sicher, dass jede Session einen Moderator hat, der den Austausch anleitet.
Bedienung:
- Eröffnung: Die Moderation erklärt das Konzept des Barcamps und die Regeln für die Teilnahme.
- Agenda erstellen: Teilgebende schlagen Themen vor und tragen sie in die Agenda ein. Die Agenda wird dann gemeinsam festgelegt.
- Sessions durchführen: Die Teilgebende nehmen an den Sessions teil, die sie interessieren, und können aktiv Fragen stellen und diskutieren.
- Interaktivität: Die Sessions dauern typischerweise 45 Minuten mit 15 Minuten Pause. Sie sollen interaktiv und partizipativ gestaltet werden. Diskutieren, brainstormen und Probleme gemeinsam lösen sind die Hauptmethoden.
- Dokumentation: Jedes Thema sollte idealerweise durch die Teilgebenden dokumentiert werden (z.B. mit digitalen Tools wie Google Docs oder durch handschriftliche Notizen, die später digitalisiert werden).
Wartung & Pflege:
- Nachbereitung: Nach dem Barcamp sollten die gesammelten Erkenntnisse, Ideen und Ergebnisse aus den Sessions zusammengefasst und dokumentiert werden, sodass sie später von den Teilgebenden genutzt werden können.
- Feedback einholen: Eine kurze Umfrage zur Veranstaltung und den Sessions hilft, zukünftige Barcamps zu verbessern.
- Aktualisierung des Materials: Auch für die nächste Veranstaltung sollte das verwendete Material (z.B. Session-Boards, digitale Tools) angepasst und verbessert werden.
Expertentipps:
- Flexibilität bewahren: Barcamps leben von der Spontaneität und dem offenen Austausch. Achten Sie darauf, dass alle Teilgebenden sich wohlfühlen und genug Raum haben, ihre Gedanken zu teilen.
- Pausen berücksichtigen: Planen Sie genügend Pausen für informellen Austausch ein.
- Themenvielfalt fördern: Ermuntern Sie die Teilgebenden, eine breite Themenpalette vorzuschlagen, damit das Barcamp für möglichst viele Interessensgebiete relevant ist.
- Follow-up: Ein erfolgreicher Wissensaustausch endet nicht nach dem Event. Fördern Sie den Kontakt zwischen den Teilgebenden, z.B. durch eine Online-Gruppe oder eine follow-up-Veranstaltung.