Retrospektive


📌 Allgemeine Hinweise:

Eine Retrospektive (Rückblick oder Reflexion, kurz: Retro) ist ein strukturierter Prozess, der es einem Team oder einer Organisation ermöglicht, nach dem Abschluss eines Projekts, eines Arbeitspakets oder einer bestimmten Zeitspanne (z. B. Sprint) innezuhalten und darüber nachzudenken, was gut funktioniert hat, was verbessert werden kann und welche Maßnahmen für die Zukunft getroffen werden sollten. Sie ist ein zentrales Instrument in der kontinuierlichen Verbesserung und Wissensintegration innerhalb eines Teams und einer Organisation.


🎯 Bestimmungsgemäße Verwendung:

  • Teamanalyse: Analyse der Zusammenarbeit und Prozesse im Team.
  • Optimierung: Identifikation von Verbesserungspotentialen.
  • Ableitung konkreter Maßnahmen zur Optimierung.
  • Wissenstransfer: Förderung des Wissensaustauschs und der Lernkultur.
  • Leistungssteigerung: Kontinuierliche Verbesserung der Teamleistung und Ermittlung von Best Practices.

ℹ️ Hintergrundinformationen zu dem Werkzeug:

Die Retrospektive hat ihren Ursprung in der agilen Methodik, insbesondere in Scrum und anderen iterativen Ansätzen. In agilen Teams wird sie regelmäßig durchgeführt, um nach jedem Sprint oder Projekt eine Reflexion über die Zusammenarbeit und die Ergebnisse zu ermöglichen. Im Wissensmanagement dient sie als Werkzeug, um das im Projekt erworbene Wissen zu sammeln, zu bewahren und für zukünftige Aufgaben zugänglich zu machen.

Die Methode fördert eine offene Kommunikation und ermöglicht es, kontinuierlich Verbesserungen umzusetzen, anstatt Fehler unreflektiert zu wiederholen. Der Prozess unterstützt nicht nur die Entwicklung von individuellen und teamübergreifenden Lernprozessen, sondern stärkt auch das Vertrauen innerhalb des Teams. Auch im persönlichen Wissensmanagement können Retros eingesetzt werden, um das eigene Handeln zu reflektieren.


🔁 Welche Werkzeuge alternativ verwendet werden können:

  • Manöverkritik: Diese Methode ähnelt der Retrospektive, fokussiert sich jedoch oft stärker auf kritische Bewertung und Verbesserung von Prozessen und Handlungen.
  • After-Action-Review (AAR): Eine strukturierte Reflektion nach abgeschlossenen Projekten oder Aktivitäten, bei der die beteiligten Personen Stärken, Schwächen und Verbesserungspotenziale identifizieren.
  • Lessons Learned: Eine Sammlung und Dokumentation von Erfahrungen und Wissensbeständen aus abgeschlossenen Projekten oder Prozessen.

🔧 Welche anderen Werkzeuge unterstützen können:

  • Kollaborationstools (z. B. Microsoft Teams, Slack): Sie erleichtern die Kommunikation und den Wissensaustausch während und nach der Retrospektive und ermöglichen Durchführung.
  • Digitale Whiteboards (z. B. Miro, MURAL): Diese bieten eine interaktive Plattform zur Visualisierung von Ideen, Reflexionen und Ergebnissen während der Retrospektive.
  • Wissensdatenbanken (z. B. Confluence, MS SharePoint): Hilfreich, um während der Retrospektive gesammelte Erkenntnisse zu dokumentieren und für die zukünftige Verwendung zu speichern.
  • Umfragetools (z.B. SurveyMonkey): Können vor der Retrospektive eingesetzt werden, um anonymes Feedback von Teilnehmenden zu sammeln.

👥 Benötigte Personen:

  • Moderation oder Facilitatoren: Diese Personen führen die Retrospektive, stellen sicher, dass der Prozess strukturiert und fokussiert bleibt, und sorgen dafür, dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen.
  • Teilnehmende: Die Mitglieder des Teams oder die Personen, die am Projekt oder Prozess beteiligt waren und ihre Erfahrungen und Meinungen teilen.
  • Dokumentationsteam (optional): Falls erforderlich, sollte eine Person die Erkenntnisse und wichtigen Punkte während der Retrospektive aufzeichnen, damit diese später für die Analyse und Verbesserung verwendet werden können.

⏱️ Dauer:

Die Dauer einer Retrospektive variiert je nach Umfang des betrachteten Projekts oder Prozesses, in der Regel jedoch zwischen 1 und 3 Stunden. Bei sehr komplexen Projekten oder Teams kann sie auch mehrere Stunden in Anspruch nehmen.
Nach dem Scrum Guide dauert eine Retrospektive bei einem ein-monatigen Sprint maximal 3 Stunden. Bei kürzeren Sprints entsprechend kürzer.


🗂️ Benötigtes Material:

  • Dokumentationsmaterial: Whiteboards, Flipcharts oder digitale Dokumente zur Aufzeichnung von Ideen und Erkenntnissen.
  • Technische Ausstattung: Für virtuelle Retrospektiven wird eine stabile Internetverbindung sowie Plattformen wie Zoom, Microsoft Teams oder ähnliche benötigt.
  • Umfragetools: Falls vorher anonymes Feedback eingeholt werden soll, können Umfragetools nützlich sein.
  • Visualisierungshilfen: Post-its oder digitale Tools zur Visualisierung der gesammelten Punkte (z.B. SWOT-Analyse, Ishikawa-Diagramm).

🧩 Gerätebeschreibung / Bauplan:

Eine Retrospektive besteht aus fünf Phasen:

  1. Rahmenbedingungen schaffen
  2. Daten sammeln
  3. Erkenntnisse gewinnen
  4. Entscheidungen treffen
  5. Abschluss

🚀 Inbetriebnahme:

  1. Zielsetzung: Definiere zu Beginn, was das Ziel der Retrospektive ist und was erreicht werden soll. Mögliche Ziele sind, Prozesse zu verbessern, Hindernisse zu identifizieren oder Ideen für zukünftige Projekte zu entwickeln.
  2. Teilnehmende einladen: Alle relevanten Personen, die am Projekt oder Prozess beteiligt waren, sollten eingeladen werden. Ein breites Teilnehmerfeld sorgt für unterschiedliche Perspektiven.
  3. Vorbereitung: Die Moderation bereitet eine strukturierte Agenda vor, die den Ablauf der Retrospektive definiert, und stellt sicher, dass alle benötigten Materialien oder Tools bereitstehen.
  4. Feedback einholen: Um die Retrospektive effizient zu gestalten, kann es sinnvoll sein, vorab ein anonymes Feedback von den Teilnehmenden zu sammeln, z.B. durch eine Umfrage.

⚙️ Bedienung:

  • Einführung: Die Moderation stellt den Zweck und die Agenda der Retrospektive vor und sorgt für eine angenehme, offene Atmosphäre.
  • Reflexion: Die Teilnehmenden werden aufgefordert, über das vergangene Projekt nachzudenken und ihre Erfahrungen zu teilen. Dies geschieht typischerweise in mehreren Phasen:
    • Was lief gut?
    • Was lief schlecht oder konnte verbessert werden?
    • Was haben wir aus der Erfahrung gelernt?
  • Kategorisierung und Diskussion: Die gesammelten Punkte werden kategorisiert und diskutiert. Hierbei können Methoden wie „5 Whys“, Ishikawa-Diagramme oder SWOT-Analysen helfen, die Ursachen von Problemen zu identifizieren.
  • Ergebnisse festhalten: Alle wichtigen Erkenntnisse und Verbesserungsmaßnahmen werden dokumentiert. Dies kann durch den Moderator oder eine unterstützende Person erfolgen.
  • Aktionsplan: Am Ende der Retrospektive wird ein Aktionsplan entwickelt, der konkrete Schritte zur Verbesserung für zukünftige Projekte enthält.

🔄️ Wartung & Pflege:

  • Dokumentation: Alle Ergebnisse der Retrospektive sollten gut dokumentiert und für alle Teammitglieder zugänglich gemacht werden, etwa in einer Wissensdatenbank oder einem internen Wiki.
  • Follow-up: Es ist wichtig, dass die in der Retrospektive identifizierten Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt und nachfolgend überprüft werden. Eine spätere Retrospektive kann untersuchen, ob diese Maßnahmen wirksam waren.
  • Regelmäßigkeit: Retrospektives sollten regelmäßig durchgeführt werden, insbesondere bei iterativen Projekten oder Prozessen. Dies stellt sicher, dass kontinuierliche Verbesserungen möglich sind.

🌟 Expertentipps:

  • Offene und ehrliche Kommunikation: Die Retrospektive sollte ein sicherer Raum für alle Beteiligten sein, in dem alle offen über Probleme und Herausforderungen sprechen können. Dies erfordert eine gute Moderation und ein respektvolles Umfeld.
  • Zielgerichtete Diskussion: Achte darauf, dass die Diskussion fokussiert bleibt und dass nicht nur Probleme, sondern auch Lösungen und Verbesserungen im Vordergrund stehen.
  • Lernen aus Fehlern: Fehler sollten nicht bestraft, sondern als Lernchance betrachtet werden, um Prozesse zu optimieren und das Wissen der Organisation zu erweitern.
  • Verwendung von visuellem Feedback: Visualisierungen wie Post-its, Diagramme oder Mindmaps können helfen, komplexe Themen klarer darzustellen und die Diskussion zu fördern.
  • Methodenmix: Nutze verschiedene Methoden und Techniken (z.B. Brainstorming, SWOT-Analyse), um die Diskussion zu bereichern.
  • Kontinuierliche Verbesserung: Die Retrospektive sollte nicht als einmalige Veranstaltung verstanden werden, sondern als kontinuierlicher Lernprozess. Achte darauf, dass die Erkenntnisse in zukünftige Projekte und Arbeitsweisen integriert werden.

🔗 Weitereführende Links:

Scrum Guide