📌 Allgemeine Hinweise
Die Provokationstechnik ist ein kreatives Denkwerkzeug, das gezielt dazu eingesetzt wird, gewohnte Denkmuster aufzubrechen und neue Ideen, Sichtweisen und Lösungsansätze zu erzeugen. Sie basiert auf der Annahme, dass Innovationen oft dann entstehen, wenn bestehende Annahmen oder Routinen in Frage gestellt werden.
Achtung: Dieses Werkzeug „stört“ bewusst die Komfortzone des Denkens – das ist gewollt und Teil des Prozesses.
🎯 Bestimmungsgemäße Verwendung
Die Provokationstechnik wird eingesetzt, zur:
- Förderung von kreativem Denken und Innovationsprozessen
- Aufbrechen von Betriebsblindheit in Teams
- Generierung neuer Lösungsansätze bei festgefahrenen Problemen
- Unterstützung bei der Wissensgenerierung und Ideenfindung in Organisationen
ℹ️ Hintergrundinformationen zu dem Werkzeug
Die Provokationstechnik wurde von Edward de Bono entwickelt – einem der Begründer des Lateralen Denkens.
Ziel ist es, durch bewusst unlogische oder paradoxe Aussagen neue Denkrichtungen zu provozieren, die anschließend rational analysiert und nutzbar gemacht werden. Die Provokationstechnik wird genutzt, um Betriebsblindheit – also das Festhalten an gewohnten Abläufen – zu überwinden. Durch absurde oder verfälschte Aussagen wird das Denken aus festgefahrenen Bahnen gelenkt und so Raum für neue Ideen geschaffen.
Im Wissensmanagement wird sie eingesetzt, um:
- implizites Wissen zu aktivieren,
- mentale Barrieren zu lösen,
- und Wissen neu zu kombinieren („Rekombination von Wissen“).
Typische Anwendungsfelder:
- Wissenswerkstätten
- Innovationsworkshops
- Lessons Learned-Sessions
- Strategieentwicklung
🔁 Welche Werkzeuge alternativ verwendet werden können
- Kopfstandtechnik: /deenfindung durch Umkehrung: „Wie könnte man das Gegenteil erreichen?“
- Brainstorming: klassisches Werkzeug für freie Ideengenerierung.
- Mindmapping: zur Visualisierung und Strukturierung von Ideen.
- Morphologischer Kasten: systematische Variation von Lösungsparametern.
- 6 Denkhüte (De Bono): Perspektivwechsel-Denktechnik.
🔧 Welche anderen Werkzeuge unterstützen können
- Wissenslandkarten: zur Darstellung bestehender Denkmuster.
- Storytelling: zur Kommunikation provokativer Ideen in verständlicher Form.
- Design Thinking: um provozierte Ideen prototypisch umzusetzen.
- Wissenscafés: zum Austausch und Reflektieren neuer Denkansätze.
👥 Benötigte Personen
- Moderation: führt durch den Prozess, provoziert gezielt Denkstörungen.
- 3–8 Teilnehmende: idealerweise aus unterschiedlichen Fachrichtungen.
- Dokumentierende Person: hält Ideen und Erkenntnisse schriftlich fest.
⏱️ Dauer
- Einzelne Sitzung: ca. 60–120 Minuten
- Komplexe Anwendung (z. B. Innovationsworkshop): ½ bis 1 Tag
🗂️ Benötigtes Material
- Flipchart oder Whiteboard
- Moderationskarten und Stifte
- Pinnwand oder digitales Kollaborationstool (z. B. Miro, Conceptboard)
- ggf. Timer oder Musik für kreative Pausen
🧩 Gerätebeschreibung / Bauplan
Das Werkzeug besteht aus vier Hauptbauteilen, die nacheinander angewendet werden:
- Problem definieren:
Ein Problem wird festgelegt, dass es zu lösen gilt. - Provokation erzeugen:
Erstelle eine absurde, unmögliche oder widersprüchliche Aussage zum Thema.
→ Beispiel: „Kunden dürfen unsere Produkte nicht kaufen.“ - Provokation akzeptieren:
Die Gruppe tut so, als sei die Aussage wahr.
→ „Wie würde unsere Organisation funktionieren, wenn das tatsächlich so wäre?“ - Ideen generieren:
Diskutiere, welche neuen Möglichkeiten sich ergeben könnten.
→ „Vielleicht könnten wir Abo-Modelle statt Einmalverkäufen anbieten.“ - Bewertung und Übertragung:
Überführe die brauchbaren Ideen in realistische Handlungsvorschläge.
→ „Wie können wir den Verkaufsprozess kundenfreundlicher gestalten?“
🚀 Inbetriebnahme
- Thema oder Problemstellung definieren: „Wie können wir unsere Wissensweitergabe verbessern?“
- Provokante Ausgangsfrage formulieren: „Was wäre, wenn wir überhaupt keine Meetings mehr hätten?“
- Gruppe in den kreativen Denkmodus bringen: Humor und Offenheit fördern!
⚙️ Bedienung
- Einführung: Moderator präsentiert die Provokation.
- Ideen äußern: Teilnehmende reagieren spontan mit Gedanken, Ideen und Assoziationen.
- Ideen sammeln: Alle Aussagen werden ungefiltert gesammelt.
- Ideenbewertung: Im zweiten Schritt werden verwertbare Ideen herausgefiltert und konkretisiert.
- Dokumentation: Ergebnisse dokumentieren und ggf. in eine Wissensdatenbank übertragen.
🔄️ Wartung & Pflege
- Reflexion nach jeder Sitzung, welche Provokationen besonders wirksam waren.
- Dokumentation der Ergebnisse in einer Lessons Learned-Datenbank.
- Regelmäßige Auffrischung: Neue Provokationsfragen entwickeln (z. B. vierteljährlich).
🌟 Expertentipps
- Kreative Provokation: Verwende humorvolle oder extreme Aussagen – sie öffnen das Denken schneller.
- Gemischte Teams: Fördere interdisziplinäre Teams, um Perspektivenvielfalt zu nutzen.
- Harmlos beginnen: Beginne mit harmlosen Provokationen, bevor du heikle Themen ansprichst.
- Visualisierungen: Kombiniere die Methode mit Visualisierung (z. B. Comic oder Rollenspiel).
- Denkwege erfassen: Dokumentiere nicht nur Ergebnisse, sondern auch den Denkweg dahin – oft steckt dort das wertvollste Wissen!
📝 Beispiel
Thema: „Wie können wir das Wissensmanagement im Unternehmen verbessern?“
Provokation: „Ab morgen darf niemand mehr Informationen teilen.“
Ergebnisse der Diskussion:
- Vielleicht sollte Wissen stärker automatisch dokumentiert werden.
- Selbstlernende KI-Systeme könnten Wissen erfassen, ohne dass Mitarbeitende aktiv teilen müssen.
- Anreizsysteme sollten Wissensteilung belohnen, bevor sie verboten wäre.
- Wissen ist wertvoll – vielleicht brauchen wir ein „Wissensschutzsystem“ ähnlich wie für Daten.
Resultat:
→ Entwicklung eines automatisierten Dokumentationssystems kombiniert mit Wissensanreizprogramm.
